Unter dem Titel einer Kurzgeschichte von Ilse Aichinger zeigt Christine Nagel in ihrem Film „Wo ich wohne – ein Film für Ilse Aichinger“ ein fragmentarisches, verdichtetes Erinnerungsbild. Der Film orientiert sich an den Motiven im Text Aichingers, in dem die Ich-Erzählerin von der langsamen Verlagerung ihres Wohnraumes vom vierten Stock in den Keller des Hauses berichtet. Die schwarzweißen Szenen, die das Befremden der jungen Frau zeigen, verwebt Christine Nagel auf poetische Weise mit farbigen Bildern und Impressionen des Stadtraums Wien. In diese Collage fügt die Regisseurin zudem erstmals gezeigte Super-8-Aufnahmen von der Autorin selbst aus den 1960er- bzw. 1970er-Jahren und Auszüge aus dem Briefwechsel mit Aichingers Zwillingsschwester Helga ein.
Der formal innovative Dokumentarfilm zeichnet ein Porträt Ilse Aichingers, das weniger die Person als das Werk in den Mittelpunkt stellt, und beleuchtet – ohne anekdotisch abzuschweifen – die Erfahrungen und Beweggründe, die sie zur Poesie geführt haben.
Das Literaturforum Leselampe und DAS KINO zeigten den Film „Wo ich wohne – Ein Film für Ilse Aichinger“ anlässlich des 100. Geburtstags von Ilse Aichinger am 10. November 2021 im Rahmen des Filmclubs.
Die Regisseurin Christine Nagel führte online ein Gespräch mit Manfred Mittermayer über ihren Film – hier können Sie das Gespräch nachsehen: