oder: Was wir von Emilio Renzi lernen können
Der Bologneser Schriftsteller Stefano Benni, in Italien bekannt als Verfasser satirischer Erzählungen und als Kolumnist der dissidenten kommunistischen Tageszeitung „Il manifesto“, hat gemeinsam mit dem Zeichner Pirro Cuniberti 1984 die Dokumentation der Entdeckung Stranalandias in den Druck gebracht, einer der Weltöffentlichkeit bis dato kaum bekannten Insel.
Für eine gelungene Séance lege ich beide Hände auf den Tisch, spreize die Finger und lasse meine Daumen einander berühren. Ich habe zwei Paar Handschuhe vorbereitet, die meine Gesprächspartner darstellen oder aber gemeinsam mit mir dem Übersinnlichen nachspüren. Braune aus Wildleder, die stumm wie zierliches Gehölz auf mich gewartet haben, und grobe Schihandschuhe, die Sportsgeist […]
Friulanisches Quartett
Vier Gedichte von Esther Kinsky
Ich bin so froh, dem Businessreisenden eine Zeitlang nicht mehr zu begegnen. Sein Bildschirm grundsätzlich aufgeklappt mit hochphilosophischer Power-Point- oder Keynote-Präsentation, seine rechtschaffene Stimme sonderte Satzfetzen ab. Er wollte „das Kundenzuwachs-Konzept challengen, aber auf Augenhöhe“, er forderte „für die Roadmap ein zeitnahes Commitment“. Auch die Abwesenheit des Kreuzfahrtspärchens in meinem Leben schadet wenig. Einst blockierte […]
Still Working
Vereinzelt tragen Häuser Fahnen, seit ein paar Tagen sind die Mauersegler zurück. Schaue ich an diesem Ersten Mai in den Himmel, denke ich an Griechenland, an Athen, wo die Menschen vor drei Wochen angehalten wurden, beim Verlassen der Häuser Vorsicht walten zu lassen, um auf keine Vögel zu treten, die dort am Boden lägen und […]
Unsichtbare Wände
So kühl, klar und nüchtern wie wenige Schriftsteller*innen erzählt Marlen Haushofer von sichtbaren und unsichtbaren Wänden, vom Schweigen, von den Abgründen. Und sie macht auf schmerzliche Art bewusst, wie notwendig Kommunikation, Begegnung und das Gespräch für das Überleben der Menschen sind.
Manchmal wird mir klar, dass das, wovon ich schreiben will, alle anderen schon seit jeher wissen.
Georg Eberl, 1893 in dem Pinzgauer Bergdorf Piesendorf geboren, schreibt in einem Beitrag zur Verteidigung der Regenwürmer, dass er „ausser dem Ungeziefer alle Tiere in gleichem Masse liebe.“ Tatsächlich tummeln sich in seinen häufig autobiographischen Texten zahlreiche Tiere.
Briefe vom Atem
Die Gedichte entstanden in lyrischer Zwiesprache zwischen der italienischen Dichterin Maria Borio und dem Berliner Lyriker Tom Schulz. Sie begegnen sich an der Schnittstelle zwischen Poesie und dem Brief. Der Brief, in Form eines Gedichts, gehört zu den ältesten Formen der Literatur und ist Mitteilung, Befragung, Antwort und Dialog.