Du hast gewartet, bis wir grün auf der Brücke gestanden. Einmal zum Nordmeer, einmal zum Mittelmeer, Hauptsache die Farbe breitet sich aus.
Das Grün der Frauen am Ufer, im selben Grün wie das Schilf, der Himmel, wie die Mauer, grün wie das Holz der Boote, der Brücke. Sie haben deine Entscheidung getroffen. Deine Entscheidung nach einem Ort zu suchen, gassenlos, Strophen wiederzufinden.
Deine Arme, um abzuheben, dann Flügel in Blau, Gelb, aber meistens farblos. Es sei weniger dein Körper, widerstandslos, mehr dieses Gefühl, diese Sicht von oben. Lernen zu steuern, schnell, ohne Fragen, mitten hinein.
Deine Flügel streifen Schnee auf Tannenspitzen.
Hast du das auch gewählt?
Ausgelöst von einem Lied, seiner Stadt, das für Frieden gestanden. Von diesem Adlerblick, schwarz umrundet, aus, von diesem kleinen Zimmer mit Samtvorhang auf die Allee. Habe schon weniger an dich als an dieses Lied gedacht, auf und ab, von dem du mir beim letzten Mal erzählt.
Jetzt kann ich unsere Ebenen nicht unterscheiden. Sehe Bilder wieder, die schon Zeilen geworden. Können sie sich wieder lösen, ihre Strukturen aus Sätzen, können sie noch einmal in Bewegung kommen. Speziell durch den Spiegel die Stadt, der Felsen im Meer und der Rahmen am Schiffsdeck, diese weiße Sternennacht.
Etwas davon waren schon Worte, jetzt sagst du, dass es vor allem darum gehe, aus ihnen auszusteigen.
Ausschneiden von Worten, sie mitnehmen in eine von vielen Lebendigkeitsarten. Fenster streichen vorm Sommer, zu zweit auf dieser Insel, deinen Strandsohlen folgen.
Die Falten auf deinen Füßen, ihre Sandabdrücke vor meinen, diese Sorge, vor mir.
Dass Worte nichts anderes als Vektoren, diese zeichenbare Zeit. Sie auslösen, Finger in Luftraum zusammensetzen.
Du sagst, die Spiegel sollten mehr denken, bevor sie Bilder verschicken. Immer wieder er, seine bunten Fische durchs Gesicht, der Elefant, der sich im Horizont löst, das Biest im Schloss, die Vögel sprechen mit ihren Armen. Vor allem aber mit Handschuhen durch die Glaswand, sie haben unsere erste Schwelle überbrückt.
Grün, ein Strand, ein Felsen, die Bilder hinter Glas, das Lied einer Stadt. Sie beginnen eine Geschichte, von Text ausgetreten.
Lichter einer Nacht.
Ich werde versuchen ans Meer zu fliegen
Und du
Dann auch ich
Bis gleich also
Am 25. April 2024 liest Sophia Lunra Schnack aus ihrem Debütroman feuchtes holz, der 2023 im Otto Müller Verlag erschienen ist. Hier finden Sie alle Informationen zum Buch und zur Autorin. Die Lesung findet auf Einladung des Literaturforums Leselampe im Literaturhaus Salzburg statt, hier finden Sie alle Informationen zur Veranstaltung.